Dass beharrliches Forschen im Stillen dauerhafte Früchte tragen kann, zeigte sich am 3. Oktober 2024 in einem kleinen Örtchen in der Oberlausitz. Gröditz, nicht weit entfernt von Bautzen, von den Ortsansässigen auch Hrodźišćo genannt, liegt im sorbischen Gebiet. Kaum jemand konnte bisher zwischen Gröditz und der Arktis eine Parallele ziehen.

Aus diesem kleinen Ort entstammt ein Mann namens Johann August Miertsching (1817-1875).  Ihm zu Ehren weihte die kleine Dorfgemeinschaft an eben jenen 3. Oktober einen Gedenkstein ein.

Der gelernte Schuhmacher und Mitglied der Herrnhuter Brüdergemeine begab sich als 27jähriger für fünf Jahre auf eine Missionsreise nach Labrador.  Er lernte nicht nur die Inuitsprache, sondern auch viel über die täglichen Lebensgewohnheiten der Inuit. Als Missionar lehrte er deren Kinder. 1850 wurde er als Mitglied der Mannschaft der HMS Investigator berufen, um an der Suche nach der verschollenen Franklin-Expedition teilzunehmen. Seine Fähigkeit, mit den Inuit zu kommunizieren, waren von hohem Wert. Nach der Expedition hochgeehrt, gerieten sein Schicksal und seine Aufzeichnungen bald in Vergessenheit.

Mechthild und Wolfgang Opel haben es mit ihren Forschungen geschafft, Miertsching dauerhaft in die Erinnerung der Gröditzer zurückzuholen. Am 3. Oktober war die Pfarrscheune zu Ehren der Gedenkstein-Einweihung festlich geschmückt, die Menschen drängten sich und aus allen Reden fühlte man den Stolz der kleinen Gemeinschaft über das Geschaffene. Ein sehr guter Vortrag über die Leistungen J. A. Miertschings, teils auf Deutsch, teils auf Sorbisch gehalten, rundete die Veranstaltung ab.

Ein ausführlicher Beitrag ist auch hier zu lesen.

Die Veröffentlichung des Buches zum Thema wurde von der DGP unterstützt:
M. und W. Opel: „Weil ich ein Inuk bin – Johann August Miertsching – ein Lebensbild“, Lukas Verlag 2022, ISBN 978-3-86732-411-3.

Barbara Schennerlein, AK Geschichte der Polarforschung